16.05.2019 Westphalenhof – Thema Notfallseelsorge der Stadt Paderborn

16.05.2019 Westphalenhof – Thema Notfallseelsorge der Stadt Paderborn

Wenn die Notfallseelsorge von der Leitstelle der Feuerwehr angefragt wird, geht es immer um Extremsituation, z.B. um die Erstbetreuung von Überlebenden, Verursachern oder Zeugen schwerer Unfälle, von Angehörigen nach einem Suizid oder Opfern häuslicher Gewalt und oft auch um das Überbringen von Todesnachrichten. Jeder Notfallseelsorger, der sich in seiner auffälligen lila Jacke zu einem Einsatzort begibt, weiß, dass ihn eine schlimme Situation erwartet! Aber trotzdem ist jede Situation anders; von bedrückend still über laut und unübersichtlich bis hin zu völlig surreal. Folglich verlangt jeder Einsatz dem Seelsorger spontane Entscheidungen und individuelle Vorgehensweisen ab.

Wie aber kann man sich für das Unerwartete rüsten? „Zunächst einmal durch eine fundierte Ausbildung“, berichtet Sabine Schmitz. Mit 80 Stunden theoretischem Unterricht, 24 Stunden praktischen Einblicken durch Anwesenheit auf der Feuerwehrwache und im Rettungswagen werden zukünftige Mitglieder auf ihre Aufgaben vorbereitet. Die ersten Einsätze werden durch erfahrene Kollegen begleitet. Und natürlich wird durch regelmäßige Supervision dafür gesorgt, dass alle Notfallseelsorger ihre Erlebnisse im Nachgang in der Gruppe aufarbeiten können.

„Wichtig ist, die betroffenen Menschen jeweils da abzuholen, wo sie grade sind“, weiß Sabine Schmitz durch ihre langjährige Erfahrung, „das kann z.B. durch Gespräche, aber auch durch gemeinsames Schweigen oder Beten erfolgen.“ Und weil die Notfallseelsorger ebenso individuell sind, wie die Situationen und Menschen, die sie antreffen, hat jeder seine persönliche Tasche dabei. Diese enthält neben einer Infomappe auch unterschiedliche Gegenstände, die sowohl den Opfern als auch dem Seelsorger selbst helfen. Das können u.a. ein Buch mit Gebeten, Seifenblasen, Kerzen oder Sorgenfresser-Figürchen sein.

Nach der Erstbetreuung vor Ort, die in der Regel ca. 2-4 Stunden dauert, werden die betroffenen Menschen gegebenenfalls an professionelle Stellen, wie Trauma-Ambulanzen oder Psychotherapeuten vermittelt. Nur in Ausnahmefällen kommt es zu Kontakten, die noch über einige Wochen oder sogar Monate bestehen.

Überrascht waren viele der anwesenden Zeitspender darüber, dass es für die so wichtige und herausfordernde Aufgabe der Notfallseelsorge keine amtliche Stelle gibt. Die Arbeit wird allein von Ehrenamtlichen übernommen, die sich im Dienstplan für Tag- und Nachtbereitschaften eintragen und dieses auch mit ihrem Berufsleben vereinbaren müssen.

Aber was bringt jemanden dazu, sich in ihrer Freizeit, für eine so schwierige Aufgabe zu engagieren? Zunächst einmal sind es Menschen aus verschiedenen Berufs- und Altersgruppen und jeder hat sich durch unterschiedliche berufliche oder persönliche Erfahrungen für dieses Ehrenamt entschieden. Was aber alle eint ist die Freude über die gute Atmosphäre und Gemeinschaft innerhalb der langjährig stabilen Gruppe. Und ganz besonders natürlich die dankbaren Rückmeldungen, die sie oft nach ihren Einsätzen von den Betroffenen bekommen:“ Gut, dass sie da waren und mir geholfen haben!“

„Dankeschön und gut, dass sie da waren und uns dieses ernste Thema auf eine so positive Art nahegebracht haben!“ sagt auch die Zeitspende, nach dem sehr informativen und beeindruckenden Vortrag von Sabine Schmitz.