Rathaus – Thema: Peter Paul Rubens und der Barock im Norden
6.08.2020 Rathaus Thema: Ausstellung „Peter Paul Rubens und der Barock im Norden“
Am 6. August 2020 trafen sich zahlreiche Zeitspender nach einer Covid-19 bedingten Pause im großen Sitzungssaal des Paderborner Rathauses – natürlich unter Berücksichtigung strenger Sicherheitsauflagen. Neben dem Austausch zum individuellen Umgang mit dem ehrenamtlichen Engagement in den letzten Monaten, stand ein Vortrag zu der Ausstellung „Peter Paul Rubens und der Barock im Norden“ im Mittelpunkt des Abends.
Das Diözesanmuseum hat sich durch hochkarätige Ausstellungen bundesweit einen Namen gemacht. Die kürzlich eröffnete Ausstellung „Peter Paul Rubens und der Barock im Norden“ fügt sich nahtlos in die Reihe außergewöhnlicher Veranstaltungen ein. Warum die Ausstellung dem berühmten flämischen Barockmaler gewidmet ist, der Paderborn nie besucht hat, brachte die erfahrene Museums- und Stadtführerin Claudia Westermann den interessierten Zeitspendern nahe.
Der Paderborner Dom – Von der Gotik zum Barock dank flämischer Kunstfertigkeit
Der Paderborner Dom hat im Laufe der Jahrhunderte eine wechselvolle Geschichte aus Zerstörung und Wiederaufbau erlebt. Auch der verheerende 30jährige Krieg hinterließ ein verwüstetes Bauwerk. Doch bereits 4 Jahre nach Kriegsende wurde der Wiederaufbau des vormals gotischen Domes in Angriff genommen – nun aber in dem derzeit aktuellen Barockstil. Dieser eignete sich nicht nur hervorragend für große Inszenierungen, sondern legte den Fokus auf den Hochaltar und damit auf das Sakrament der Eucharistie, was auch mit den aktuellen Beschlüssen des Konzils von Trient im Einklang war.
Um den gewünschten Barockstil perfekt umzusetzen, holte man die Brüder Antonius und Ludovicus Willemssens aus Antwerpen nach Paderborn. Hier knüpft der Ausstellungstitel „Peter Paul Rubens und der Barock im Norden“ an, denn die künstlerische Arbeit der Brüder wurde durch den unverkennbaren Stil des großen Barockmalers geprägt.
Peter Paul Rubens – Künstler und Geschäftsmann mit Einfluss bis in die Gegenwart
Von Peter Paul Rubens findet man neben dem großformatigen Gemälde „Beweinung Christi“ diverse Vorgemälde in der Ausstellung. Diese geben einen interessanten Einblick in die Besonderheiten seines Stils: die spezielle Perspektive von unten nach oben, das besondere Leuchten der Schlüsselszene und die schwungvollen Inszenierungen von Bewegung wie dem Faltenwurf der Gewänder.
Den Werken von Rubens werden Gemälde und Skulpturen verschiedener Epochen bis in die Gegenwart gegenübergestellt, die den Stil des Meisters und Komponenten aus seinen Bildern aufgreifen. Ein besonderes Augenmerk gilt natürlich den Werken der Brüder Willemssens, die viele Jahre in Paderborn und der Umgebung künstlerisch tätig waren und so den flämischen Barockstil in die Region brachten.
Die Ausstellung bringt den Besuchern aber nicht nur den Stil und Einfluss von Rubens nahe. Insbesondere anhand der Vorzeichnungen wird klar, dass der Barockmaler auch ein erfolgreicher Geschäftsmann war, der eine leistungsfähige Werkstatt unterhielt. Dort stellten Rubens‘ Schüler und Gehilfen Gemälde nach seinen Entwürfen und mit seiner Unterstützung fertig. So ist auch die große Anzahl von rund 1.500 Kunstwerken zu erklären, die Peter Paul Rubens zugeschrieben werden.
Ein Engel der nicht reisen durfte und Gemäldefetzen aus dem Keller
Sonderausstellungen im Diözesanmuseum zeichnen sich immer durch ihren speziellen Blickwinkel auf die gewählten Themen und die ungewöhnlichen nationalen und internationalen Leihgaben aus. Auch die rund 150 Exponate der aktuellen Ausstellung wurden laut Frau Westermann mit großer Sorgfalt von 65 Leihgebern aus 10 Ländern zusammengestellt. Trotz des Lockdowns in vielen Ländern konnte die Ausstellung mit nur 2 Monaten Verspätung eröffnet werden. Nur das großformatige Rubensgemälde eines Engels, das als ein Highlight vorgesehen war und das Ausstellungsplakat ziert, konnte die Reise von den USA nach Paderborn aufgrund der Covid-19 Pandemie leider nicht antreten.
Ein weiteres Ausstellungshighlight musste zum Glück nicht weit reisen, lagerte es doch über Jahre quasi im Kartoffelkeller des früheren Domprobstes. Die Rede ist von dem Gemälde, das die Gebrüder Willemssens für den neuen Hochaltar geschaffen haben. Dieses Altarbild wurde zwar durch die Luftangriffe im zweiten Weltkrieg regelrecht in Fetzen gerissen, aber zum Glück wurden diese in dem besagten Keller aufbewahrt und durch Zufall nach vielen Jahren wiederentdeckt. Die zusammengesetzten Fragmente sind nun erstmalig in der Ausstellung zu bewundern und vermitteln einen Eindruck von der Großartigkeit dieses barocken Kunstwerks.
So bedauerlich der Ausfall des Engelsgemäldes von Rubens auch ist, der Vielschichtigkeit der Ausstellung tut das sicherlich keinen Abbruch. Ein Besuch lohnt auf jeden Fall aufgrund der spannenden Einblicke in verschiedene Themenbereiche: Von der wechselvollen Geschichte des Paderborner Doms, über das Leben und Schaffen des großen Barockmalers Peter Paul Rubens bis hin zu seinem nachhaltigen Einfluss auf spätere Künstlergenerationen. Zu diesem Schluss kamen jedenfalls die Zeitspender dank der Vorstellung des Gesamtkonzeptes und ausgewählter Exponate durch Frau Westermann.