26.08.2021 Schützenplatz – Thema: Rendezvous mit der Queen
26.08.2021: Schützenplatz – Thema: Rendezvous mit der Queen
Einblicke in die faszinierende Welt der Bienen vermittelt von dem passionierten Imker Sebastian Kloke.
26.08. Schützenplatz – Thema: Rendezvous mit der Queen
An einem eher kühlen Sommerabend kamen die Zeitspenderinnen und Zeitspender erstmals zu einem Open Air Treffen zusammen. Besser hätte der Ort nicht gewählt sein können. Passend zum Thema „Rendezvous mit der Queen“ schmückte ein opulenter Leuchter in Form einer Krone den überdachten Vorplatz der Maspernbaude. Ebenso erhellend war der fesselnde Vortrag des Imkers Sebastian Kloke, der die ungemütlichen Temperaturen dank überraschender Informationen zum Thema Bienen schnell vergessen ließ.
Der Imker – Honigdieb oder Weltretter?
Obwohl der Begriff „Bienensterben“ seit einigen Jahren regelmäßig in den Medien auftaucht, sind die dramatischen Folgen vielen Menschen nicht bewusst. Tatsächlich sind Bienen das drittwichtigste Nutztier nach dem Rind und dem Schwein. Durch die emsige Bestäubung von Pflanzen sind sie an rund 35% der globalen Nahrungsmittelproduktion beteiligt. Der Mensch ist also in hohem Maße auf das Überleben der Bienen angewiesen. Da könnte es fast ein wenig vermessen erscheinen, dass Imker diesen arbeitsamen Insekten den Honig „klauen“, den diese zu ihrer eigenen Nahrungsvorsorge erzeugen.
Dass Imkerei sehr viel mehr als die Entnahme von Honig ist, brachte Sebastian Kloke den Zeitspenderinnen und Zeitspendern mit viel Begeisterung und Anschauungsmaterial nahe. Bienenvölker wollen gehegt und gepflegt werden! Das erfordert umfangreiche Fachkenntnis, Planung und spezielles Material. Ohne die Aufmerksamkeit und Pflege der Imker würden Honigbienen heute schnell durch die Zerstörung ihres Lebensraums, Pestizide und insbesondere die Ausbreitung der Varroamilbe aussterben. Insofern sind Imker also tatsächlich verborgene Superhelden bzw. Weltretter.
Damit sich viele Unternehmen und Privatpersonen gezielt an der Rettung der Welt bzw. der Bienen beteiligen können, hat Sebastian Kloke seiner Karriere in der IT Branche den Rücken gekehrt. Mit seiner Agentur „Beutezug“ widmet er sich inzwischen der Entwicklung und Umsetzung von Nachhaltigkeitsprojekten, wozu auch die Vermietung von Bienenvölkern gehört.
„Familienleben“ im Bienenstock
Honigbienen pflegen ein ungewöhnliches „Familienleben“. Über allen thront die Königin, die mit bis zu 2.000 Eiern pro Tag für den Fortbestand sorgt. Diese Biene hatte das Glück, sich als Larve in einer besonders großen Zelle zu entwickeln und wird zeitlebens mit dem hochwertigen Gelee Royale ernährt. Die Queen führt also ein privilegiertes Leben. Anders als andere Diven hat sie allerdings keine Chance ihr Alter zu verbergen, denn sie wird farbig markiert. So kann sie in der Masse des Bienenstocks schneller erkannt und je nach Farbe eindeutig einem Geburtsjahr zugeordnet werden.
Im Gegensatz zu den langlebigen Königinnen (4-5 Jahre), leben die Arbeiterinnen im Bienenstock nur ca. 4-6 Wochen im Sommer. Mit dem Putzen der Wabe, dem Sammeln von Nektar und Pollen und der Produktion von Honig arbeiten sie sich sprichwörtlich zu Tode. Etwas gemächlicher verläuft das ebenfalls kurze Leben der männlichen Bienen. Diese Drohnen haben nur eine einzige Aufgabe; nämlich die Bienenkönigin zu begatten. Wenn sie nicht unmittelbar danach von selbst sterben, werden sie von den emsigen Arbeiterinnen „entsorgt“ also aus dem Bienenstock geworfen. Den Familiensinn des Bienenvolkes könnte man also eher als „pragmatisch“ bezeichnen.
Für ein Glas Honig 3 Mal um die Welt
Dass Bienen fleißig sind, ist allgemein bekannt. Es liegt sogar in der Natur der Bienen, dass sie immer etwas zu tun haben müssen. Auf Neudeutsch könnte man sie also als Workaholics bezeichnen. Aber wie viel Bienen tatsächlich leisten, um den insbesondere in Deutschland so beliebten Honig zu erzeugen, hat die anwesenden Zeitspenderinnen und Zeitspendern durchweg verblüfft. Um ein einziges Honigglas zu füllen, bewältigen Bienen in Schnitt eine Strecke, die drei Weltumrundungen entspricht. Über Geschmack und Konsistenz des Honigs entscheiden sowohl die Pflanzen, die den Bienen zur Verfügung standen (Rapsfeld, Stadtgärten etc.) als auch der Fleiß des Imkers beim Rühren. Bei der industriellen Honigproduktionen sind wahrscheinlich auch geschickt gewählte Zusatzstoffe im Spiel, um kontinuierlich den vertrauten Geschmack und die immer gleiche Farbe und Konsistenz anbieten zu können.
Die Wildbiene – Ein gerngesehener „Hotelgast“
Anders als die Honigbienen leben die meisten der rund 560 Wildbienenarten alleine. Auch sie sind sehr wichtig für die Bestäubung, zumal sie schon bei schlechtem Wetter und geringeren Temperaturen ausfliegen. Aber auch Wildbienen sind vom Aussterben bedroht und benötigen die Unterstützung von Menschen, z.B. in Form von bienenfreundlicher Gartenbepflanzung und Bienenhotels. Diese sollten allerdings von guter Qualität sein und immer witterungsgeschützt nach Süden ausgerichtet werden. Die Angst vor schmerzhaften Bienenstichen ist übrigens meistens unbegründet. Wildbienen verfügen zwar über einen Stachel, aber dieser kann die menschliche Haut in der Regel nicht durchstechen, so dass man Wildbienen unbesorgt ein komfortables Hotelquartier im eigenen Garten anbieten kann.
Die Faszination für die fleißigen Bienen ist beim Zeitspende Open Air offensichtlich übergesprungen! Selten wurden so viele Fragen gestellt, wie zu dem umfassenden und doch kurzweiligen Vortrag von Sebastian Kloke. Da passte es hervorragend, dass alle Anwesenden zum Abschluss des Abends ein Glas hochwertigen Honig mitnehmen durften. Mit dem Wissen, dass Bienen dafür rund 3x um die ganze Welt geflogen sind, wird der ohnehin beliebte Honig nun noch sicherlich noch genussvoller und achtsamer verzehrt.