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Rathaus – Thema: Mensch und Ordnung
22. Oktober 2020
22.10.2020 Rathaus – Thema: Mensch und Ordnung
Nach dem gelungenen Treffen im August, kamen die Zeitspender erneut unter Berücksichtigung der geltenden Hygienevorschriften im großen Sitzungssaal des Rathauses zusammen. Neben dem allgemeinen Informationsaustausch stand ein Fortbildungsvortrag zu dem spannenden Thema Ordnung auf der Agenda.
Dass sie für das Thema „Ordnung“ brennt, konnte die Referentin Carola Böhmig, Gründerin OrdnungsService.com, schon mit ihren einleitenden Worten vermitteln. Ordnung bedeutet für sie Klarheit und mehr Lebensqualität! Im Folgenden erläuterte Frau Böhmig anschaulich, was es mit dem Begriff Ordnung grundsätzlich auf sich hat, wie sich ordentliche von unordentlichen Menschen unterscheiden, warum es sich lohnt Ordnung zu schaffen und wie man diese dauerhaft hält.
Was ist Ordnung und wer hat die eigentlich „erfunden“?
Grundsätzlich bedeutet Ordnung, dass Dinge und auch Gedanken in ein System eingeordnet werden. Das kann sowohl ein bereits existierendes System sein als auch eines, das neu geschaffen wird, um Gegenständen einen geeigneten Platz einzuräumen. Die Einordnung in Systeme, fällt den sogenannten Logikern oder Kopfmenschen besonders leicht. Genau deshalb sind sie es, die entsprechende Regeln aufstellen, die bisweilen sehr detailliert sind. Bauchmenschen können mit Normen weniger anfangen und stehen daher häufig in der Kritik. Ihre Fähigkeiten sind im Bereich der Kreativität und Innovation angesiedelt, was im täglichen Leben nicht immer auf die verdiente Wertschätzung trifft.
Wer Ordnung hält ist nur zu faul zum Suchen? Stimmt genau!
Die Redewendung „Wer Ordnung hält ist nur zu faul zum Suchen“ wird im Alltag oft verwendet, um weniger gut organisierte Zeitgenossen aufzuziehen. Tatsächlich beschreibt sie aber ordentliche Menschen perfekt, denn diese zeichnen sich nicht unbedingt dadurch aus, dass sie sich besonders fleißig und akribisch mit ihrem Haushalt beschäftigen. Im Gegenteil: Durch unkomplizierte Herangehensweisen, kleine Routinen und die Anwendung von „Tricks“ versuchen sie, die Hausarbeit so gering wie möglich zu halten. Da sie visuelle Typen sind, entgehen ihren Augen selten „Unordnungsherde“ und sie nutzen auch kurze freie Zeiträume, um diese umgehend zu beseitigen. So schaffen sie nebenbei Klarheit und Übersicht und vermeiden lange Suchaktionen und Mammut-Aufräumprojekte.
Was sind denn das für unordentliche Typen?
Unordentlichen Menschen wird tendenziell Faulheit unterstellt. Dabei gibt es viele Ursachen für ihr Chaos. Zunächst sind sie nicht so visuell veranlagt wie die Kopfmenschen. Gewisse „Nachlässigkeiten“ in der Haushaltsführung werden daher schlichtweg übersehen. Aber auch wenn sie das Chaos bemerken, gibt es Gründe, die sie von der erfolgreichen Bewältigung der Aufgaben abhalten. Hier kann man unterschiedliche Typen beobachten:
· Perfektionisten: Obwohl Unordnung und Perfektionismus auf den ersten Blick nicht zusammen passen, ist der Wunsch alles (viel zu) gut machen zu wollen, oft der Grund, warum Aufräumprojekte scheitern bzw. mit Frust enden.
· Sicherheitsbedürftige: Diesen Typ blockiert die Angst, dass er bestimmte Dinge (z.B. Dokumente) in der Zukunft doch nochmal brauchen könnte.
· Sentimentalisten: Sentimentale Menschen klammern sich (zu) stark an Gegenstände aus der Vergangenheit, selbst wenn diese überhaupt nicht mehr in ihrem Leben zum Einsatz kommen, wie z.B. Omas gutes Goldrandgeschirr.
· Hilflose: Menschen dieses Typs wissen schlicht und einfach nicht, wie bzw. wo sie mit dem Aufräumen anfangen sollen.
· Erholungsbedürftige: Dieser Unordnungstyp schafft es neben seinen normalen Aufgaben nicht, Aufräumprojekte anzugehen bzw. fertigzustellen.
SOS – Wann ist Hilfe von außen sinnvoll oder nötig
Unordnung beginnt oft schleichend, z.B. damit, dass ein Raum vollgestellt wird. Nach und nach breitet sich das Chaos in der ganzen Wohnung oder dem Haus aus. Der Verstand lässt sich dann oft noch durch Begründungen und Entschuldigungen für gescheiterte Aufräumvorhaben zum Schweigen bringen; die Seele hingegen nicht.
Wenn ein Haushalt nicht mehr funktioniert und der Mensch anfängt unter Frustration, Scham und sozialer Isolation zu leiden, muss etwas passieren!
Oft dauert es lange, bis unordentliche Menschen sich ihr Problem eingestehen. Wenn dieser Zeitpunkt gekommen ist, können Ordnungsexperten helfen.
Ein professioneller Aufräumhelfer sucht den intensiven persönlichen Kontakt, um sich einen Überblick über die individuelle Problemsituation und die Lösungsmöglichkeiten (z.B. ungenutzte Stauräume) zu verschaffen. Erst dann geht es an das gemeinsame Aufräumen, was natürlich beinhaltet, dass keine Gegenstände ohne Zustimmung entsorgt werden.
Da Unordnung oft über Jahre entsteht, kann der Weg zur Ordnung ein längerer Prozess sein, der immer wieder Begleitung benötigt. Aber auch wenn der Weg mühsam ist, lohnt er sich immer, denn besseres Wohnen verbessert die Lebensqualität!
Von den „Unordentlichen“ abzugrenzen, sind die sogenannten „Messies“, die ein grundsätzliches Problem damit haben, den Wert und Nutzen von Gegenständen zu beurteilen und diese bis hin zur Vermüllung und Verwahrlosung horten. Hier liegen oft psychische Probleme zugrunde, so dass ein Ordnungscoach allein keinen Ausweg bieten kann.
Ein paar praktische Tipps
Im Anschluss an den engagierten Vortrag zu ihrem Lieblingsthema „Ordnung“ stand Frau Böhmig den Zeitspendern für die Beantwortung von Fragen zur Verfügung und gab einige Tipps, die auch für Haushalte ohne massive Unordnungsprobleme interessant sind. Hier einige Anregungen und Merksätze:
· Es gibt kein universelles Ordnungsschema. Ordnung muss immer individuell sein; also auf die Bedürfnisse und räumlichen Möglichkeiten des einzelnen Haushaltes abgestimmt.
· Ablageplätze für häufig benötigte Gegenstände müssen logisch und bequem erreichbar sein.
· Ein Korb oder andere schöne Aufbewahrungsbehältnisse für den täglich anfallenden Kleinkram (Notizzettel, leere Batterien, etc.) sorgen für ein ordentliches Gesamtbild. Solche Behältnisse müssen regelmäßig (wöchentlich) geleert werden.
· Inhalte, die nicht greifbar sind, können auch nicht wichtig sein! Die Aufbewahrung alter Zeitschriften lohnt z.B. nicht, da ein interessanter Artikel in einem großen Zeitungsstapel in der Regel kaum auffindbar ist.
· Es macht in der Regel keinen Sinn, Dokumente über die gesetzliche Aufbewahrungsfrist aufzuheben (z.B. Kontoauszüge, Steuererklärungen, Quittungen etc.). Schredder für Privathaushalte oder spezielle Dokumentencontainer in Entsorgungszentren ermögliche die sichere Vernichtung.
Mit diesen Denkanstößen und vielleicht auch Anregungen für ihre persönlichen Aufräumprojekte, traten die Zeitspender nach dem interessanten Fortbildungsvortrag den Heimweg an.